„Fisch zu Viert“ Besprechung in der Rheinischen Post

Der unbequeme Diener muss weg

 Noch an vier Terminen im August zeigt das Niederrheintheater die Kriminalkomödie „Fisch zu viert“. Die Geschichte um Lust und Habgier spielt im Sommer 1930

Die Generalprobe der Kriminalkomödie „Fisch zu viert“ musste tags zuvor wegen eines Regenschauers im Kultursaal der Burg Brüggen stattfinden, verriet Regisseurin Verena Bill. „Och, ist das heiß“, stöhnte sie nun am Premierenabend. „So war es noch nie.“

Obwohl bei der Premiere alle im Schatten saßen, hatten einige Zuschauer gut vorgesorgt, trugen Sonnenbrillen, Hüte und fächerten sich frische Luft zu. Bill, die zusammen mit Michael Koenen das Niederrheintheater führt, sang kokett, an einem Fenster der Burg stehend, ein melancholisches Lied: „Heute schon ist mir entschwunden, was ich noch gestern besaß. Liebe macht selige Stunden, Treue macht gar keinen Spaß. Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin doch zu schade für eine allein.“ In ihrem Arm hielt sie dabei einen großen Hecht aus Stoff.

Die Geschichte um Lust und Habgier spielt im Sommer 1930. Seit 20 Jahren fährt der Diener Rudolf Mossdenger, gespielt von Koenen, mit den Geschwistern Heckendorf auf ihren Landsitz bei Neuruppin. Den reichen Brauerei-Erben steht der Diener zu Diensten nach dem Motto: abends intim und morgens förmlich. Diesmal soll er auch noch den Küchendienst übernehmen. Das ist Rudolf zu viel, da er schon im zweiten Jahr unter starkem Husten leidet. Die dominierende, ständig Pralinen naschende Cäcilie (Carmen-Marie Zens) entkräftet seine Einwände, und Charles (Christian Stock) empfiehlt: „Wir werden einfach leben.“

Es soll nur gesundes Essen geben wie Obst, Gemüse und reichlich Fisch aus dem nahen Teich. Doch Fisch mag Rudolf nicht, und nach weiteren Planungen gibt es für den Diener zum Dank einen Likör. Rudolfs Trinkspruch: „Auf die allgemeine Gesundheit!“ Abends besucht der kränkelnde Rudolf Clementine (Nadine Schaub), die Jüngste der Heckendorfs, und verlangt eine versprochene Geldsumme aus ihrem Erbe. Er will seinen Dienst quittieren, um eine Weltreise zu machen. Sie lehnt ab, darauf will der Diener den anderen Geschwistern die Wahrheit sagen. Mit allen hatte er die gleiche Vereinbarung, keiner will sich daran halten, und keiner wusste bisher von seiner Beziehung zu den anderen Geschwistern.

Für Rudolf steht fest: „Ich bin nicht unbescheiden.“ Die drei Brauerei-Erben sehen nur eine Lösung: der unbequeme Diener muss weg. Dabei entwickeln sie viel Fantasie – Arsen spielt auch eine Rolle. Cäcilie zu Rudolf: „Du bist ein abscheuliches, hustendes Ungeheuer.“ Natürlich ahnt der Diener etwas, sinnt auf Rache und kreiert ein leckeres Fischgericht, von dem die drei Geschwister schwärmen. Wer behält da noch den Überblick? Kommt Arsen oder Puderzucker in den Likör, was ist im braunen und blauen Fläschchen und war der leckere, gut mit Lorbeer gewürzte Hecht wirklich frisch? Für die fesselnde schauspielerische Leistung gab es viel Applaus. Besucher Gert Dörnhaus hat vor allem das Spiel des Dieners gefallen. Er äußerte aber auch Kritik: „Durch die lauten Nebengeräusche aus dem Restaurant waren die Schauspieler schwer zu verstehen.“ Sophie Rögels schwärmte: „Das Ambiente im Schatten der Burg ist einzigartig und dann kam noch die tolle Sommer-Abendstimmung hinzu.“

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