Berichterstattung in der Rheinischen Post vom 11. 7. 2022 | Von Fiona Schultze

Theater in Brüggen

So war die Uraufführung vom Niederrheintheater

Hundert Besucher genossen die Theaterpremiere bei einem lauen Sommerabend im sonnenbeschienenen Innenhof von Burg Brüggen. Foto: Antje Prömper/Prömper,Antje (proe)

Brüggen Im ausverkauften Innenhof von Burg Brüggen feierte das neue Stück  des Niederrheintheaters seine Premiere. Hundert Besucher genossen den lauen Sommerabend. Publikumsliebling: die Putzfrau mit dem russischen Akzent.

Von Fiona Schultze

Es ist ein lauer Sommerabend. Der Innenhof der Burg Brüggen erstrahlt, die Sonne scheint auf die Bäume, die Begrünung der Burgwand glitzert leicht. Mittendrin: die Bühne vom Niederrheintheater Brüggen und hundert Stühle. An diesem sommerlichen Freitagabend gibt das Theater die Uraufführung der Sommerkomödie „Küss mich, als wäre es das letzte Mal“ von Stephan Eckel. 

Die Premiere in Brüggen ist ausverkauft, hundert Besucher füllen den Innenhof der Burg. Darunter Josef und Anke Niggemeier aus Witten, die Urlaub in Brüggen machen und sich spontan dazu entschieden haben, zwei Karten für die Komödie zu kaufen: „Wir sind eigentlich keine Theaterbesucher, aber die Location sah sehr interessant aus. Wir finden es auch sehr angenehm, dass wir draußen sitzen können“, sagen die beiden. Birgit Mestrom und Dorothee Kolanus gehen dagegen gerne und oft ins Theater: „Wir sind Hospizbegleiter bei Zapuh Grenzland in Brüggen und besuchen Theaterstücke als Pendant zur Sterbebegleitung. Für die Leichtigkeit im Leben.“ Auch die beiden sind mehr als begeistert vom Veranstaltungsort: „Die Location ist ein Traum, und auch das Open-Air-Konzept ist total toll. Das sollte es öfter geben“, sagen sie.

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Weitere Aufführungen
Termine Weitere Aufführungen werden am 13., 20., 22. und 23. Juli jeweils um 20 Uhr vor der Burg Brüggen gespielt. Bei Regen wird das Stück in den Burgsaal verschoben. 
Tickets gibt es in der Burg Brüggen, im Reisebüro Brüggen und auf der Internetseite des Niederrheintheaters.

Musik ertönt, eine leichte Sommerbrise weht durch den Innenhof, das Theaterstück startet. In der Komödie kracht es gewaltig zwischen David und Sophie, einem Ehepaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Sophie ist genervt von Davids Filmfimmel und Professorengehabe, David findet Sophies Charity-Gutmenschentum unerträglich. Als Ehemann David dann noch die Affäre von Sophie aufdeckt, nimmt der irrwitzige Rosenkrieg zwischen den beiden seinen Lauf. Das ursprünglich gemütlich und wohnlich eingerichtete Bühnenbild verwandelt sich zu einem Schlachtfeld der Gefühle. Mittendrin steht Frau Bobrow, die Putzfrau, die verzweifelt zu vermitteln versucht und mit ihrer direkten Art schnell zum Publikumsliebling wird. 

Während der Aufführung wurde der gesamte Innenhof für das Theaterstück genutzt und so mancher Besucher in erster Reihe durfte sich über Überraschungen freuen, als Ehemann David die Klamotten seiner Frau aus Rache aus dem Fenster wirft. Dass sich Michael Koenen in seiner Rolle als David, Verena Bill als Ehefrau Sophie und Nadine Schaub in ihrer Rolle als Frau Bobrow, ebenfalls im Innenhof der Burg wohlfühlen, kann der Zuschauer schnell bemerken. Sophie, die ein außergewöhnlicher, facettenreicher Charakter ist, wird von Verena Bill mit der bewussten Nutzung der Stimme und vor allem durch lebendige Mimik und Bewegung perfekt repräsentiert. Mit ebenfalls viel Lebendigkeit und Authentizität überzeugt Michael Koenen, der David spielt. Nadine Schaub begeistert als Frau Bobrow mit einem beinahe perfekten russischen Akzent und ausgeprägter Mimik, die es dem Publikum ermöglicht, Frau Bobrows Gedanken aus dem Gesicht abzulesen.

Birgit und Uwe Sieck aus Lobberich konnten während der Aufführung die Seele baumeln lassen: „Die Komödie war total witzig. Wir besuchen jedes Jahr das Niederrheintheater. Bislang wurden wir noch nicht enttäuscht.“ Bei einer Aufführung, die die beiden Lobbericher besuchten, war jedoch schlechtes Wetter und das Stück musste im Burgsaal aufgeführt werden: „Die Vorführung war trotzdem gut aber die Open-Air-Kulisse im Burghof ist einmalig“, sagt Uwe Sieck. Seine Frau ergänzt: „Die Atmosphäre ist im Innenhof so entspannt.“

Heike und Guido Wohlgemuth sind ebenfalls begeistert: „Die Komödie ist absolut super und die Schauspieler sind fantastisch.“ Ihre Lieblingsfigur: Frau Bobrow. „Sie lockert mit ihren Witzen die Stimmung auf“, sagt Heike Wohlgemuth. „Sonst wären manche Szenen zu plastisch.“ 

Nach rund zwei Stunden, inklusive Pause, endet die Sommerkomödie unter tosenden Applaus und einem rosa-orange eingefärbtem Himmel.

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