2. Niederrheinische Theaterfestspiele 2011

ALLE TERMINE DER FESTSPIELE AUF EINEN BLICK

  • Sa. 9. Juli 2011, 20 Uhr, Freilichtvorstellung im Innenhof der Burg Brüggen
    Offizielle Eröffnung der 2. Brüggener Theaterfestspiele
    Premiere „Fräulein Julie“ von August Strindberg
  • So. 10. Juli 2011, 20 Uhr,, Freilichtvorstellung im Innenhof der Burg Brüggen
    „Fräulein Julie“ von August Strindberg
  • Sa. 16. Juli 2011, 20 Uhr,, Freilichtvorstellung im Innenhof der Burg Brüggen
    „Fräulein Julie“ von August Strindberg
  • So. 17. Juli 2011, 15 Uhr,, Veranstaltungsort, Burg Brüggen
    „Rumpelstilzchen“ Familientheater, Freilichtvorstellung im Innenhof der Burg Brüggen
  • Sa. 23. Juli 2011, 20 Uhr,, Veranstaltungsort, Schloss Dilborn
    “Der Geizige” -Eine Aufführung des Theaterkurses”Lebendiges Spiel”
  • So. 24. Juli 2011, 20 Uhr,, Veranstaltungsort, Schloss Dilborn
    “Der Geizige” -Eine Aufführung des Theaterkurses”Lebendiges Spiel”
  • Mi. 27. Juli 2011, 20 Uhr,, Veranstaltungsort, Schloss Dilborn
    „Bonnie und Clyde” Gangstergeschichten und Musik der Dreißiger
  • So. 31. Juli 2011, 15 Uhr,, Veranstaltungsort, Schloss Dilborn
    „Neues vom Räuber Hotzenplotz“, Familientheater
  • Fr. 5. August 2011, 20 Uhr,, Veranstaltungsort, Schloss Dilborn
    „Endpräsentation des Jugendtheaterworkshops
  • Sa. 6. August 2011, 20 Uhr,, Freilichttheater im Schloss Dilborn
    „Riverside Drive“ Schwarze Komödie von Woody Allen

Theaterfestspiele endeten mit Besucherrekord

Erweiterung der Schlossfestspiele um ein Sommertheater vor der Burg Brüggen kam beim Publikum gut an

Brüggen, 06. September 2011. Als am 06. August mit der Woody-Allen-Komödie Riverside Drive die 2. Festspiele des Niederrheintheaters offiziell zu Ende gingen, konnten die Theatergründer Verena Bill und Michael Koenen beruhigt durchatmen. Das Programm aus Klassikern der Weltliteratur, Gangstergeschichten, Komödien und Präsentationen des Theaternachwuchses zog fast doppelt so viele Zuschauer an wie die Festspielpremiere vor einem Jahr. Das neue Konzept – Theater im Schloss Dilborn plus Sommertheater vor der Burg Brüggen – ging auf.

Rund 1.300 Besucher zählte das Niederrheintheater bei seinen insgesamt zehn Veranstaltungen. Sie ließen sich vor allem von den Inszenierungen vor der historischen Kulisse der Brüggener Burg begeistern. Allein die drei Aufführungen des Strindberg-Dramas Fräulein Julie, eine davon wegen schlechten Wetters im Burgsaal, sowie das Familientheaterstück Rumpelstilzchen sahen rund 550 Zuschauer. „Auch die Gemeinde Brüggen war von den Freilichtvorstellungen im Innenhof der Burg sehr angetan. Für die nächsten Festspiele sind bereits sechs Aufführungen in Kooperation mit der Gemeinde vorgesehen“, so Michael Koenen. Nach jetziger Planung sind dies das Kindertheaterstück „Froschkönig“. Außerdem eine Komödie und die Wiederaufführung von „Fräulein Julie“ im Abendprogramm.

Kriminelle Deutschlandpremiere auf Schloss Dilborn

Nicht nur vor der Burg, auch auf eigener Bühne im Schloss Dilborn bot das Niederrheintheater während der Festspiele 2011 Theater der Spitzenklasse. Verena Bill und Michael Koenen mimten das wohl berühmteste Gangsterpaar Bonny und Clyde. Die gespielte Erzählung, geschrieben von Verena Bill (Erzähler: Viktor Schmidt), wurde zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt.

Bejubelt wurde auch der Theaternachwuchs. Die beiden Vorstellungen des Theaterkurses „Lebendiges Spiel“ waren rasch ausverkauft. Sie führten die klassische Komödie „Der Geizige“ von Molière auf. Dank der Unterstützung durch die Brüggener Geschäftswelt konnte das Niederrheintheater außerdem wieder eine Sommerschauspielschule anbieten. Zwölf Jugendliche aus den Kreisen Viersen und Heinsberg lernten zwei Wochen lang Grundlagen des Schauspielerberufs und studierten verschiedene Rollen ein. „Der Workshop ist eine Art Persönlichkeitstraining. Wir haben den eher schüchternen Darstellern Rollen zugewiesen, bei denen sie Bühnenpräsenz zeigen können. Und die extrovertierten Typen bekamen Rollen, bei denen sie sich im Ausdruck etwas zurücknehmen mussten. So hatte jeder etwas von dem intensiven Training“, erläutert Verena Bill. Die Teilnahme war für die Jugendlichen kostenlos. Die Brüggener Wirtschaft sponserte jedoch nicht nur den Kurs, sondern auch dessen Endpräsentation im Schloss Dilborn, die sich 140 Zuschauer bei freiem Eintritt ansahen.

Auch 2012 wieder Theaterfestspiele

Das große Wachstum bei den Besucherzahlen ermuntert die Macher des Niederrheintheaters, auch im kommenden Jahr wieder Festspiele in der Burgi-Gemeinde zu veranstalten. Michael Koenen: „Wir werden die Mischung aus klassischen und modernen Stücken sowie Produktionen im Kindertheaterbereich beibehalten. Auch eine Sommerschauspielschule ist wieder geplant. Und die Verteilung des Programms auf zwei Spielorte – Burg und Schloss – hat sich derart bewährt, dass auch daran nichts geändert wird.“

Doch bevor es soweit ist, geht das ganz normale Theaterleben weiter. Bereits am 18. September gibt das Niederrheintheater das Familientheaterstück „Der Fischer und seine Frau“ (Schloss Dilborn, Beginn 15.00 Uhr, Eintritt 5 Euro). Am 25. September führen Verena Bill und Michael Koenen den „Froschkönig“ in der evangelischen Kirche in Dülken auf (Beginn 15.00 Uhr, Eintritt frei). Und am 1. Oktober steht die Premiere des Stephen-King-Schockers „Misery“ auf dem Spielplan: zum ersten Mal im historischen Gewölbekeller des Schlosses Dilborn. Die Premiere ist bereits ausverkauft. Die Termine aller weiteren Aufführungen gibt es auf www.niederrheintheater.de.

Fräulein Julie

Ein gnadenlos spannender Klassiker von August Strindberg unter der Regie von Verena Bill

Grafentochter Julie – in übermütiger Tanz- und Rauschlaune – bandelt in der Mittsommernacht mit ihrem Bediensteten Jean an. Dieser erweist sich zunächst, von Julies frechem Charme angestachelt, als williger Mitspieler. Doch beim Spiel bleibt es nicht. Aus spielerischem Gefrotzel wird gefährlicher Ernst. Nach einer rauschhaften Vereinigung, durch die sich Julie und Jean die Rückkehr in den Alltag versperren, ist das „Fest der unschuldigen Spiele“ endgültig vorbei. Die Küche der im Nebenzimmer schlafenden Köchin Kristin wird zum Schlachtfeld.

Die Situation wird aussichtslos für Fräulein Julie und lästig für Jean. Eine gemeinsame Flucht kommt nicht in Frage und Jean setzt alles daran Julie alleine auf Reisen zu schicken……

Über Autor und Stück

Innerhalb von 14 Tagen hatte August Strindberg (1849-1912) das Stück im Jahre 1888 niedergeschrieben und seinem Verlag angeboten. Obwohl er sich mit Dramen wie ,,Der Vater” und ,,Meister Olof” als Schriftsteller bereits einen Namen gemacht hatte, lehnte der Verlag die Veröffentlichung von „Fräulein Julie” zunächst als zu riskant ab. Die Chance, das Werk an einem öffentlichen Theater Skandinaviens unterzubringen, war dahingeschmolzen, nachdem sich literarische Autoritäten über die Unsittlichkeit des Dramas empörten. Sie sprachen von einem einzigen großen Fehlgriff. Das Stück sei in einer Sprache verfasst, ,,die so nur im Nest der Trunkenheit und der Unzucht benutzt wird”.

Die Uraufführung des Stückes fand am 4. März 1889 in einer geschlossenen Vorstellung des Kopenhagener Studentenverbandes statt. In unserem Jahrhundert faszinierte die Geschichte viele Regisseure und Filmemacher. Es entstanden zahlreiche Verfilmungen und Inszenierungen. Unter anderem eine Theaterinszenierung von Rainer Werner Fassbinder, der selbst die Rolle des Kammerdieners Jean spielte.

Mitwirkende

Fräulein Julie: Verena Bill, Jean: Michael Koenen, Christine: Carmen-Marie Zens

Riverside Drive

Schwarze Komödie von Woody Allen in einer Inszenierung von Verena Bill

Auf einer Parkbank am Hudson River sitzt gedankenverloren der Drehbuchautor Jim Swain. Er wartet auf seine Geliebte Barbara, um das Verhältnis mit ihr zu beenden. Ein bärtiger Obdachloser, Fred Savage, schreckt ihn aus seinen Gedanken auf. Fred verlangt von Jim, ihn als Co-Autor für seinen letzten Film anzuerkennen. Denn die Idee zu seinem Film habe Jim ihm gestohlen, als er ihn im Park beim Erzählen seiner Lebensgeschichte belauscht habe. Dass diese Geschichte nicht nur Brandstiftung, Aufenthalte in der Psychiatrie und diverse Gewalttaten umfasst, sondern Fred zudem Stimmen hört, die vom Empire State Building zu ihm sprechen, macht die Situation für Jim nicht entspannter. Als dann auch noch Barbara auftaucht und auf Jims Neuigkeiten mit Drohungen und Erpressung reagiert, ist guter Rat teuer. Fred sieht nur eine Lösung: Mord …

Auch in seinem 2003 entstandenen Einakter „Riverside Drive“ bleibt Woody Allen seinem Stil voller skurrilem Esprit und pointierter Dialoge treu. Ein Muss für Woody-Allen-Fans und alle, die es schon immer werden wollten!

Mitwirkende

James L. Swain: Michael Koenen, Fred R. Savage: Christian Stock, Barbara: Verena Bill,

Regie: Verena Bill

„Brüggen ist wie geschaffen für ein Theater“

Verena Bill und Michael Koenen über das künstlerische Konzept, die
pädagogische Arbeit und die Zukunftspläne des NiederrheinTheaters

Von der Theaterbühne heißt es, es seien die „Bretter, die die Welt bedeuten“. Was ist damit gemeint?

Michael Koenen: Für uns Schauspieler ist sie das Fenster zur Öffentlichkeit. Wir haben keine Galerie, keinen Fernseher, keinen MP3-Player, um den Menschen die Welt zu zeigen, die wir bei jeder Aufführung immer wieder neu erschaffen. Uns bleibt nur die Bühne. Für unsere Zuschauer hingegen ist sie das Tor in eine andere Wirklichkeit. Die Bühne macht aus Zuschauern Weltenbeobachter, wie es die Feuilletonistin Dorothee Krings neulich so treffend formulierte. Für ein, zwei Stunden finden sie sich an einem anderen Ort, in einem anderen Geschehen im Spiel von Fremden wieder.

Mit Mönchengladbach, Krefeld, Düsseldorf gibt es eine große Auswahl an professionellen Bühnen in der Region. Braucht Brüggen da noch ein eigenes Theater?

Verena Bill: Brüggen ist mit der Burg und dem Schloss Dilborn allein schon wegen des malerischen Ambientes ein Ort, der wie geschaffen ist für ein Theater. Und der dazu anregt, sich mit den schönen Künsten zu beschäftigen. Insofern ist das NiederrheinTheater eine Bereicherung für die Kultur in Brüggen und für das touristische Angebot der Gemeinde. Kulturprogramme mit den gängigen Kabarettisten und Comedians laufen überall. Ein richtiges Theater am Ort dagegen setzt einen eigenständigen kulturellen Akzent und ist ein Mehrwert für die Bürger Brüggens, seine Besucher und die Menschen in der ganzen Region.

Trotzdem wird es notwendig sein, sich von den Angeboten in der näheren Umgebung abzuheben. Was ist Ihr Theaterkonzept und wie spiegelt sich dieses in Ihrer Arbeit wieder?

Verena Bill: Wir arbeiten nach der von mir als Schauspiellehrerin und Regisseurin entwickelten Methode des lebendigen Spiels. Ich inszeniere unsere Stücke so, dass der Zuschauer sie als sehr intensives, fast intimes Geschehen erlebt. Die Zuschauer werden durch eine glaubwürdige, logische Handlung mit ihrem Denken und Fühlen in unser Spiel hineingezogen, sie empfinden mit oder besser: sie leben mit. Die eigene Phantasie lässt sie vergessen, dass ihnen Schauspieler auf der Bühne etwas vorspielen – sie beginnen „zu glauben“ was auf der Bühne geschieht. Diesen Prozess unterstützen wir bewusst durch reduzierte Bühnenbilder und wenige präzise Requisiten. Die Andeutungen einer Zeit oder eines Raumes genügen. Den Rest erschaffen wir über das lebendige Spiel und führen den Zuschauer mit Hilfe seiner eigenen Vorstellungskraft an den Ort des Geschehens. Die Intensität des Erlebens ist vergleichbar mit einem spannenden Film im Kino oder im Fernsehen. Das unterscheidet uns von anderen Bühnen.

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