Vierfacher Mord im Freilichtmuseum, Rheinische Post Kempen

In der Krimi-Komödie im Freilichtmuseum ging es um eine Ränkespiel zwischen Erben einer Brauerei. Foto: Wolfgang Kaiser

GREFRATH Das Niederrhein-Theater aus Brüggen bot am Samstagabend im Grefrather Freilichtmuseum eine Krimi-Komödie vom Feinsten: „Fisch zu viert“ – präsentiert open air vor der Hofanlage Waldniel – begeisterte das Publikum.

Von Rudolf Barnholt

Mehrere Dutzend Besucher des Niederrheinischen Freilichtmuseums wurden am Samstagabend vor der Hofanlage Waldniel Zeugen eines vierfachen Giftmordes. Polizei und Notarzt wurden aber nicht gerufen, denn die vier Toten gehörten zum Ensemble des Niederrhein-Theaters und waren wenig später wieder topfit. Sie hatten im Rahmen der Reihe „Kultstück im Gehöft“ „Fisch zu viert“ gespielt, das 1968 von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer als Hörspiel geschrieben worden war.

Die schlechte Wetterprognose hätte fast dazu geführt, dass der vierfache Mord im Eingangsgebäude des Museums stattgefunden hätte. Die Entscheidung, draußen spielen zu lassen, war mutig und rückwirkend betrachtet auch richtig. Sehr schnell dürften die Zuschauer festgestellt haben, dass es richtig gewesen war, sich eine Eintrittskarte für „Fisch zu viert“ zu kaufen. Die Regisseurin und Dramaturgin Verena Bill hatte die Krimi-Komödie ein wenig nachgewürzt, indem sie aus drei Brauerei-Erbinnen zwei machte und stattdessen einen männlichen Erben hinzufügte. Dass diese Änderung sehr pikant sein würde, dürften die Zuschauer zunächst kaum geahnt haben. Sie wurden entführt auf den Sommersitz der Brauer-Familie in der Nähe von Neuruppin. In ländlicher Idylle sollten sich bald menschliche Abgründe auftun.

INFO: Nächste Aufführung ist ein Kinderstück

Vom Niederrhein-Theater wird schon bald wieder etwas zu sehen sein im Niederrheinischen Freilichtmuseum: Im Rahmen von „Hexen, Räuber, wilde Biester – Sagen und Legenden“ wird das Ensemble um Verena Bill und Michael Koenen am Mittwoch, 2. Oktober, gegen 19 Uhr in Grefrath das Kinderstück „Peer und Gynt“ von Paul Maar und Christian Schidlowsky präsentieren.

Doch zunächst berührte das Publikum ein ständig hustender Diener Rudolf (Michael Koenen) mit einer gräulich-grünlichen, sehr ungesund wirkenden Gesichtsfarbe. Ungewöhnlich für einen Diener in den 1930er-Jahren: Rudolf, der Sohn eines Flötisten, war ein Schöngeist, der Klavier spielen konnte und sogar einen Song komponiert hatte – dieser Song sollte später unter den drei Erben für Verwirrung sorgen. Alle drei Brauereierben hatten ihm eine bestimmte Geldsumme versprochen. Und jetzt, als es gesundheitlich mit ihm bergab ging, wollte er, dass diese Versprechen eingelöst wurden.

Grefrath:Freilichttheater in der Hofanlage

Krimikomödie:„Fisch zu viert“: Kultstück vom Niederrhein-Theater im Museum

Aufführung:Niederrhein Theater serviert „Fisch zu Viert“

Die Zuschauer erlebten live die Herzlosigkeit der Besitzenden mit: Die niedliche Clementine (Nadine Schaub), die Jüngste der drei Geschwister, sah sich nicht in der Lage, dem Diener das Geld zu geben. Die Besucher erfuhren aber auch, dass Rudolf auch zu Liebesdiensten bereit gewesen ist, und zwar nicht nur bei der jungen, hübschen Clementine und der rustikalen Rubens-Frau Cäcilie (Carmen-Marie Zens), sondern auch bei deren Bruder Charles (Christian Stock). Mit diesem Wissen bekam der Satz des Dieners eine ganz andere Bedeutung: „Ich bin in diesem Hause wundgestoßen worden.“

Die Zuschauer, deren Sympathien vor allem Rudolf genoss, schauten in tiefe menschliche Abgründe. Und sie schmunzelten, als der Diener den Song spielte, den er eigentlich nur für eines der drei Geschwisterkinder geschrieben hatte – und die sich jetzt wunderten, dass die zwei anderen ihn ebenfalls kannten. Er unternahm einen Erpressungsversuch, zeigte Schläue, indem er statt Arsen Puderzucker kaufte. Zum Schluss überschlugen sich die Ereignisse: Er trank von dem Likör, den die Herrschaften eigens für ihn gekauft hatten, aber nichts passierte. Sein Geständnis, verdorbenen Fisch zubereitet zu haben, nahm er wieder zurück. Ende gut – alles gut? Leider nein, obwohl man es sich als Zuschauer gewünscht hätte. Der Spannungsbogen wurde bis zum Schluss aufrecht erhalten. Dann stand aber fest, dass der Fisch doch vergiftet gewesen war und dass es neben der Flasche mit dem Puderzucker noch Rattengift vom Vorjahr gegeben hatte.

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